Nützlinge anlocken

Nützlinge anlocken

Valentinstags Geschenke für Pflanzenliebhaber Du liest Nützlinge anlocken 6 Minuten

Pestizidfrei gärtnern? Nützlinge anlocken!

Biologisches Gärtnern im Kräuter- und Gemüsebeet hat für uns Menschen große Vorteile: Wir müssen nie auf die Wartezeiten der Pestizide achten, weil wir einfach keine verwenden. Die Kehrseite ist, dass einige Pflanzen mit Blattläusen oder Raupen befallen sind. Es gibt auch die Chemie-Brühe aus der Natur, besonders effektiv ist ein Tee aus Rainfarn. Wird dieser auf die befallenen Pflanzen gesprüht, sind Blattläuse, einige Raupen, der Apfelwickler, Weiße Fliegen, Falscher Mehltau und weitere Probleme schnell Vergangenheit. Doch leider ist selbst diese biologische Spritzbrühe nicht ungefährlich, vor der Ernte soll eine Wartezeit von wenigstens 4 Wochen eingehalten werden. Außerdem tötet die Brühe auch Nützlinge. Das hört sich nicht so gut an, weswegen nicht einfach Nützlinge anlocken und stärken? 

Sicherlich gibt es weitere biologische Möglichkeiten, viele schwören auf Brennnesseljauche, die zur Pflanzenstärkung häufig gegossen wird. Diese ist weniger bedenklich, vor der Ernte wäre das Besprühen dennoch nicht empfehlenswert und auch hier können Nützlinge Schaden nehmen.

Wer seine Nützlinge schonen möchte, sollte also nur Kulturen besprühen, die für sich alleine stehen und kaum Nützlinge anlocken. Hierzu gehören Kartoffeln, der Tee aus Rainfarn setzt den Kartoffelkäfern zu. Aber wie locke ich Nützlinge an?

 

Jeder Nützling hat Bedürfnisse, hier einige Beispiele:

  • Wildbienen bestäuben Pflanzen, sie freuen sich über Bienenhotels und eine durchgehende Nektarweide. Ohne diese Bestäuber wird beispielsweise die Obsternte schlechter ausfallen.
  • Marienkäfer und ihre Larven vertilgen Blattläuse, sie freuen sich über Insektenhotels und pestizidfreie Gärten.
  • Ohrenwürmer vertilgen ebenfalls Schädlinge, sie benötigen umgedrehte Tontöpfe gefüllt mit unbehandelter Holzwolle in den Bäumen.
  • Larven der Florfliegen vertilgen Unmengen an Blattläusen, Florfliegen freuen sich im Herbst über alte Dachböden.
  • Schlupfwespen legen in einigen Schädlingen wie der Weißen Fliege ihre Eier, sie benötigen Totholzhaufen. Ausgewachsene Schlupfwespen ernähren sich von Nektar, sie lieben Doldenblütler.
  • Die nachtaktiven Laufkäfer freuen sich ebenfalls über Totholzhaufen. Auch Steinhaufen, Hecken und Flächen mit Bodendeckern halten sie bei Laune. Laufkäfer ernähren sich beispielsweise von Drahtwürmern, den Larven der Kartoffelkäfer oder Schneckeneier.
  • Wespen werden gehasst, dabei gehen nur zwei Arten überhaupt an das Schnitzel und auch diese stehen unter Schutz. Wespen fressen viele Kleintiere, auch einige Nützlinge werden erbeutet.
  • Unsere Singvögel freuen sich im Herbst über Körner, ihre Brut füttern sie jedoch mit Insekten – sie fangen also auch viele Schädlinge.
  • Igel und Kröten freuen sich über entsprechende Behausungen und fressen Kleintiere in Mengen.

 

Nützlinge, die sich nicht so einfach anlocken lassen:

  • Nematoden sind meistens Schädlinge und fressen im Boden an den Wurzeln. Einige Arten fressen jedoch die Larven von Schädlingen. Hier ist es jedoch schwieriger, gute Bedingungen zu schaffen. Wer sie einmal als Nützlinge kauft und in Kübelpflanzen ausbringt, kann Wasser durchlaufen lassen und andere Erde animpfen. Ob diese Nematoden auch Frost überstehen?
  • Raubmilben gibt es in ganz unterschiedlichen Arten, sie fressen Milben und andere kleine Schädlinge. Auch hier ist es schwierig, sie mit guten Bedingungen anzulocken und zu halten. Jede Art hat ihre Vorlieben an das Klima und die Beutetiere. 

 

Nützlinge mit Pflanzen anlocken

Einige Pflanzen wirken wie Magneten, nicht nur auf Menschen, sondern auch auf Nützlinge. Die bereits erwähnten Wildbienen und auch Hummeln freuen sich über eine Nektarweide, die vom Frühjahr bis zum Herbst durchblüht. Wichtig ist, dass die Blütenpflanzen ungefüllte Blüten bilden. Nur im Blütenkelch gibt es den Nektar, dieser muss erreichbar sein. Gefüllte Blüten sehen wie Kissen aus, in ungefüllten Blüten sind die Staubstempel klar erkennbar. Eine Rosenblüte ist eine gefüllte Blüte, Borretsch bildet ungefüllte Blüten – der Stempel ist deutlich zu sehen.

Florfliegen werden durch Katzenminze angelockt, die mit ihren Blüten zur Nektarweide wird und sich als Tee genießen lässt. Nur, dass Katzenminze selber häufig durch Blattläuse befallen wird, wenn sie nicht an guter Stelle in der prallen Sonne steht. 

Dill lockt Marienkäfer, Schwebfliegen (ebenfalls Nützlinge), Schlupfwespen und weitere Nützlinge an und hält einige Schädlinge fern. Er versteht sich nicht mit allen Pflanzen, es bietet sich jedoch an, ihn dort, wo er sich verträgt, hier und da mit einigen Samen direkt ins Freiland zu säen. 

Ringelblumen locken gleich mehrere Nützlinge an – hierzu zählen auch Raubwanzen, aber auch Schwebfliegen und Florfliegen. Außerdem bieten Ringelblumen mit ungefüllten Blüten eine Nektarweide. 

 

Nützlinge alleine reichen nicht immer

Der praktische Alltag unterscheidet sich häufig vom theoretischen Wissen. Wer für seine Nützlinge gezielt Kost und Unterkunft bereithält, darf nicht enttäuscht sein, wenn doch einmal die Schädlinge siegen. Es gibt Pflanzen, die den Schädlingen einfach zu gut schmecken. Kapuzinerkresse wird deswegen sogar als Opferpflanze unter Obstbäumen oder in unmittelbarer Nähe zu anderen empfindlichen Pflanzen gesetzt. Blattläuse, aber auch einige Raupen werden sie bevorzugen und richten an anderer Stelle kaum noch Schaden an.

Wenn jedoch eine der Hauptpflanzen über und über mit Schädlingen befallen ist, dann kann dieses auch am Standort oder der Bodenbeschaffenheit liegen. Einige Pflanzen bleiben mit Sonne und Wind frei von Schädlingen. Stehen sie im Windschutz und mit etwas Schatten, sitzen sie bis oben hin voll.

Die Auswahl an Pflanzen für den Kräuter- und Gemüsegarten, aber auch die Blumenbeete ist fast endlos lang. Weswegen nicht die Problempflanzen aussortieren und etwas anderes ausprobieren? Gelegentlich helfen auch Mischkulturen wie Möhren und Zwiebeln oder Bohnenkraut und Bohnen.

Einige Pflanzen wie Kartoffeln sollten nur alle paar Jahre auf derselben Fläche landen und dann auch nicht direkt daneben. Kartoffelkäfer überwintern an Ort und Stelle im Boden.

Gärtnern bleibt halt immer eine Wissenschaft für sich, jeder Garten ist anders. Wer sich ein paar Jahre Zeit nimmt, vieles ausprobiert und einiges auch wieder aussortiert, sollte stetig Erfolge verbuchen. Die Nützlinge werden zu treuen Begleitern und machen hier und da im Garten den entscheidenden Unterschied.

Autor: Robert Brungert
Foto: Gundula Vogel