🌲 Hänsel und Gretel
Es war einmal ein armer Holzhacker, der lebte mit seiner Frau und seinen zwei Kindern, Hänsel und Gretel, in einer kleinen Hütte am Waldrand. Es war eine Zeit großer Not, und das Brot reichte kaum für alle. Da sprach die Stiefmutter eines Abends:
„Wir müssen die Kinder im Wald aussetzen – sonst verhungern wir alle.“
Die Eltern stritten, doch schließlich willigte der Vater schweren Herzens ein. Doch Hänsel hatte das Gespräch belauscht. Heimlich sammelte er weiße Kieselsteine und steckte sie sich in die Tasche.
Am nächsten Morgen führte man die Kinder tief in den Wald. Hänsel streute heimlich Kieselsteinchen auf den Weg. Als es Nacht wurde und die Eltern nicht zurückkehrten, schien der Mond auf die weißen Steine, und die Kinder fanden den Weg nach Hause.
Doch bald darauf wurden sie ein zweites Mal fortgeführt – diesmal hatte Hänsel nur noch trockenes Brot dabei, das er auf den Weg streute. Doch die Vögel pickten die Krümel auf, und die Kinder verirrten sich.
Drei Tage irrten sie durch den Wald – bis sie an ein wunderbares Häuschen aus Lebkuchen, Zuckerwerk und Marzipan kamen. Hungrig begannen sie zu knabbern. Da trat eine alte Frau heraus, scheinbar freundlich, und sprach:
„Kommt herein, ihr lieben Kinder – ihr sollt es gut haben!“
Doch die Frau war eine böse Hexe, die Kinder fing und briet. Hänsel wurde in einen Käfig gesperrt, und Gretel musste für ihn kochen. Jeden Tag prüfte die Hexe, ob er schon fett genug war. Doch Hänsel streckte ihr statt seines Fingers ein Knochenstück hin – denn die Hexe war halb blind.
Als sie ungeduldig wurde und den Ofen anheizte, um Hänsel zu braten, rief sie Gretel:
„Steck den Kopf hinein – ist das Feuer heiß genug?“
Doch Gretel tat klug und fragte:
„Ich weiß nicht, wie das geht – zeig’s mir!“
Als die Hexe den Ofen selbst prüfte, stieß Gretel sie hinein – und schlug die Tür zu.
Die Hexe verbrannte, und die Kinder waren frei. In der Hütte fanden sie Kisten voller Edelsteine und Gold. Sie füllten ihre Taschen und fanden schließlich mit Hilfe eines weißen Vogels den Weg zurück zum Vater, der sie voller Tränen in die Arme schloss. Die böse Stiefmutter war inzwischen gestorben – und von da an lebten sie in Glück, Sicherheit und Überfluss.