Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich
Es war einmal eine junge Prinzessin, die lebte mit ihrem Vater, dem König, in einem prächtigen Schloss. In ihrer Freizeit spielte sie am liebsten im Schlossgarten – und ihr größter Schatz war eine goldene Kugel, die sie hoch in die Luft warf und wieder auffing.
Eines Tages aber fiel ihr die Kugel beim Spiel in einen tiefen Brunnen. So sehr sie auch weinte und flehte – sie konnte die Kugel nicht zurückholen. Da tauchte plötzlich ein hässlicher Frosch aus dem Wasser auf und sprach mit rauer Stimme:
„Warum weinst du so, Königstochter?“
Sie erzählte ihm von ihrer verlorenen Kugel, und der Frosch sagte:
„Ich hole sie dir wieder – doch du musst mir versprechen, dass ich dein Freund sein darf. Ich will mit dir essen von deinem goldenen Tellerlein, trinken aus deinem Becherlein, und bei dir schlafen auf deinem seidenen Kissenlein.“
Die Prinzessin versprach alles, denn sie wollte nur ihre Kugel zurück. Doch kaum hatte der Frosch sie aus dem Brunnen geholt, lief sie schnell davon und dachte nicht mehr an ihr Versprechen.
Am nächsten Tag, während sie mit dem König am Tisch saß, klopfte es an das Schlosstor. Der Frosch war gekommen. Er erinnerte sie an ihr Wort. Der König befahl seiner Tochter, ihr Versprechen zu halten – denn ein Königskind darf sein Wort nicht brechen.
Widerwillig ließ sie den Frosch mit an den Tisch, obwohl sie sich ekelte. Er aß von ihrem Teller, trank aus ihrem Becher und wollte schließlich auch mit in ihr Bett steigen.
Da warf ihn die Prinzessin zornig gegen die Wand – und in diesem Moment geschah ein Wunder: Der Frosch verwandelte sich in einen schönen Prinzen!
Er erzählte ihr, dass ein böser Zauber ihn einst in einen Frosch verwandelt hatte, und nur die Treue einer Königstochter könne ihn erlösen.
Bald darauf wurde Hochzeit gehalten, mit Posaunen und Festmahl, und der Prinz nahm seine Braut mit in sein Königreich.
Auf der Reise fuhr ihnen ein treuer Diener namens Heinrich, der vor Kummer um seinen Herrn eiserne Reifen um sein Herz hatte legen lassen, damit es ihm nicht vor Traurigkeit zerbrach. Als er sah, dass sein Herr wieder frei und glücklich war, sprangen die eisernen Bande mit lautem Krachen – und Heinrich war ebenfalls erlöst.
Und so lebten sie glücklich bis ans Ende ihrer Tage.