👢 Der gestiefelte Kater
Es war einmal ein Müller, der hatte drei Söhne. Als er starb, erbte der älteste die Mühle, der zweite den Esel – und der jüngste bekam nur den Kater. Traurig sprach der Jüngste:
„Was soll ich mit einem Kater? Wenn ich ihn esse, hab ich ein Pelzchen – und dann ist’s vorbei.“
Doch der Kater stellte sich als viel klüger heraus, als man denken mochte. Er sprach:
„Gib mir nur ein Paar Stiefel und einen Sack – und du wirst sehen, dass dein Erbe mehr wert ist, als du glaubst.“
Der Müllerbursche war erstaunt, doch er tat, wie der Kater bat. Mit Stiefeln an den Füßen und dem Sack über der Schulter lief der Kater hinaus aufs Feld. Er fing Hasen und Rebhühner und brachte sie dem König – mit den Worten:
„Ein Geschenk von meinem Herrn, dem Grafen von Carabas.“
Der König war erfreut über die Gaben und neugierig auf den geheimnisvollen Grafen. Als der Kater erfuhr, dass der König mit seiner Tochter am Fluss vorbeikommen würde, riet er seinem Herrn:
„Zieh deine Kleider aus und bade im Fluss! Vertrau mir!“
Kaum war der junge Mann im Wasser, kam die königliche Kutsche vorbei. Der Kater sprang hervor, rief:
„Hilfe, Majestät! Mein Herr, der Graf von Carabas, wurde bestohlen! Räuber nahmen ihm Kleider und Besitz!“
Der König ließ dem vermeintlichen Grafen prunkvolle Kleidung bringen und nahm ihn in seine Kutsche. Die Prinzessin fand Gefallen an dem hübschen jungen Mann.
Der schlaue Kater aber lief voraus und begegnete Bauern, die auf Feldern und Wiesen arbeiteten. Er sagte:
„Wenn der König euch fragt, wem diese Felder gehören, sagt: Dem Grafen von Carabas – sonst wird es euch schlecht ergehen!“
Aus Angst gehorchten sie. Und so glaubte der König, das ganze Land gehöre dem jungen Mann.
Schließlich erreichte der Kater das Schloss eines reichen Zauberers, der über all dies Land herrschte. Der Kater schmeichelte ihm und fragte:
„Stimmt es, dass Ihr Euch in jedes Tier verwandeln könnt – auch in einen Löwen?“
Der Zauberer tat es. Dann aber fragte der Kater listig:
„Und könnt Ihr Euch auch in ein kleines Tier verwandeln – sagen wir, in eine Maus?“
Kaum hatte sich der Zauberer in eine Maus verwandelt, sprang der Kater – und fraß ihn auf.
Nun gehörte das Schloss seinem Herrn. Als der König ankam, war er so beeindruckt von den Ländereien, dem prachtvollen Schloss und dem klugen jungen Mann, dass er ihm die Hand seiner Tochter reichte.
Und so wurde aus dem Müllersohn ein reicher Edelmann – und der gestiefelte Kater lebte mit ihm in Wohlstand und Ehren, stets klug, stolz und zufrieden.